• A Little Cantata
  • Soft Dramaturgy
  • Play Mobil-Diplomatica
  • Jose Mujica-Roman Holiday
  • The Go-Between
  • Clay Hen-Undoolay
  • Adventures of Venus
  • Probleema
  • Quartett-Album
  • Made İn Hot Weather
  • A Letter From Paris
  • Celestial Teapot
  • Innuendo-Kelaynak
  • Prinzenbad-Yumuşak Ğ
  • Heinrich-Heine-Allee
  • The End of the Season
  • Elective Affinities -
  • FromCotton via Velvet ...
  • In Juwelen Wühlen
  • In Juwelen Wühlen/Gitanes
  • Daha fazlası
    • A Little Cantata
    • Soft Dramaturgy
    • Play Mobil-Diplomatica
    • Jose Mujica-Roman Holiday
    • The Go-Between
    • Clay Hen-Undoolay
    • Adventures of Venus
    • Probleema
    • Quartett-Album
    • Made İn Hot Weather
    • A Letter From Paris
    • Celestial Teapot
    • Innuendo-Kelaynak
    • Prinzenbad-Yumuşak Ğ
    • Heinrich-Heine-Allee
    • The End of the Season
    • Elective Affinities -
    • FromCotton via Velvet ...
    • In Juwelen Wühlen
    • In Juwelen Wühlen/Gitanes
  • A Little Cantata
  • Soft Dramaturgy
  • Play Mobil-Diplomatica
  • Jose Mujica-Roman Holiday
  • The Go-Between
  • Clay Hen-Undoolay
  • Adventures of Venus
  • Probleema
  • Quartett-Album
  • Made İn Hot Weather
  • A Letter From Paris
  • Celestial Teapot
  • Innuendo-Kelaynak
  • Prinzenbad-Yumuşak Ğ
  • Heinrich-Heine-Allee
  • The End of the Season
  • Elective Affinities -
  • FromCotton via Velvet ...
  • In Juwelen Wühlen
  • In Juwelen Wühlen/Gitanes

Lukas
DUWENHÖGGER

Lukas DUWENHÖGGER Lukas DUWENHÖGGER Lukas DUWENHÖGGER

Mr. Left, oil on canvas, 50 x 60 cm, 1991, private collection

Rue Gaucheret, oil on canvas, 50 x 35 cm, 1988, private collection

Ali posing as a Fakir, oil pastel on paper, 28 x 38 cm, 1980, lost

 The following text was commissioned by ANYP, Berlin, for their eponymous magazine. In 1997,  the theme of the issue was “Postmodernity”. This Acronym stood for “Anti New York Pläne”, a collective project that included a bookshop and a small publishing company (B-Books) as well as occasional forays into the artworld in the shape of performances, activist interventions, curating, and filmmaking ; but their medium of choice was language which they mastered with a sometimes disturbing zeal. (Not that I am knowlegable about how it all started but Sabeth Buchmann, Katya Dieffenbach, Stefan Geene started it to be joined by Judith Hopf, Nicolas Siepen, Alice Creischer, Tara Herbst, Andreas Siekmann, Ela Wünsch and Florian Zeyfang). Yet it was this quality which drew me into their orbit. They were preachers   - indeed some of their fathers were preachers too  -  and as such possessed that rare mixture of being selfless, devoted, exacting, but also curious. When compared to the flukey world of galleries, their superiority was strikingly obvious. As we lived in the same neighborhood (Berlin, Kreuzberg 36) I became a regular at their events in the bookshop,and, after a while was surprised and delighted to be asked by them for a contribution. In the end I wrote two texts for ANYP :” In Juwelen Wühlen and Gefährliche Lidschatten”. These texts, reproduced here in edited form, betray the missionary pedantry so typical for that awakening. The often embarassing and naive ambitiousness therein does not prevent me from including them here, maybe because naive ambition has always remained the bone of contention where ever you go. 

In Juwelen Wühlen

Ich möchte im Winter mal Sommer haben 

Und nachts in römischen Brunnen baden. 

Ich möchte einmal in Juwelen wühlen  

Und mich als Schwan unter Enten fühlen.  


(Hildegard Knef 1965) 



 Jeff Koons hat die Postmoderne im Bereich der schönen Künste auf ein voraussichtlich nicht zu unterbietendes Niveau gebracht. Weil er all das vermissen liess, was nötig war, um etwas der Factory vergleichbares hervorzubringen, versuchte er es mit südtiroler Kunsthandwerk und mit der Regenbogenpresse.  

 Die wunderschönen Handwerker mit ihren zärtlichen Händen wurden vergütet und auf die Schulter geklopft, aber sie blieben anonym, denn der internationale Künstler mit universeller Botschaft wollte es so. Auch so umtriebige Medienmelker wie Le Corbusier oder Joseph Beuys haben keine Factories zustande gebracht, allenfalls so etwas wie eine ‘Entourage’ oder ein ‘Büro’ - ihr ‘Privatleben’ kann man mit der Lupe suchen, Paparazzi !  

 So wie die Tarantino-Mania endlich erreichte, was niemand mehr zu hoffen wagte : nämlich die als effeminiert verhasste Postmoderne, dieses uralte, exquisite, fragile Ding für die sog. “Couchpotatoes, eine Ansammlung chipsfressender Typen, die gerne in die Glotze starren” (Julie Burchill), konsumierbar zu machen, verschafften Koons und Cicciolina reproduktiver, zwangs- heterosexueller Paarung das Prestige, Dekonstruktion, Zitat und Genre zu sein – das kunstvolle Spiel mit und Wissen um die Vielschichtigkeit populärkultureller Artefakte, dessen virtuose Beherrschung jedoch von den konfliktbeladenen Verteilungskämpfen um politische, soziale und kulturelle Repräsentation in diesem Jahrhundert nicht zu trennen ist. Der Aneignung dieses Erbes aus notgeborener Frivolität und Second-Hand-Bravura durch diese notorischen Schattenwerfer ist zweifellos zuviel Aufmersamkeit geschenkt worden – und die Konsequenzen sind schlimm genug – aber sie kann über den Unterschied von Liebhaberei und küntlerischem Karrierismus (oder den zwischen Wissen und Information) nicht hinwegtäuschen : “ Der Liebhaber muss im Gegensatz zum Karrierist die Verfolgung seiner Passion nicht durch Karriere rechtfertigen” (Andrew Sarris : Confessions of a Cultist, NY 1970) Wenn am Beginn postmodernen Wissens – wann, wo?  - der feinkörnige High-Low-Konstrast beträchtlich an Schärfe verloren hat, so bedeutet das weniger ein abgeschlossenes Verschwinden eines Monopols auf die Geschichte im angesicht der erfolgreichen etablierung der Geschichten als vielmehr eine permanente Kritik an allen (Re-) fixierungen auf Orthodoxien wie den neoakademischen Verbalismus, den neomodernistischen AntiVerbalismus, die Kumpelgalerie, die Stilisierung des ‘Politischen’ des ‘Korrupten’, des ‘Realen’, der privilegierten Igroranz usw., um nur einige Gruseligkeiten aus der zeitgenössischen Kunstszene aufzulisten.  

 Die Geschichte der Allianzen zwischen “aufgeklärten, verantwortungsbewussten und sensationsgierigen Frauen” (Valerie Solanas) und “femininen Homosexuellen  -  Königinnen, wenn’s sein muss  -  die, verachtet, sichtbar und verletzlich, soviel mutiger sind als die komplexlerischen Ultra-Männer” (Julie Burchill) bietet sich, so scheint mir, für eine solche Kritik besonders an.  

 Ihr kolossaler Höhepunkt war 1939 mit George Cukor’s “Die Frauen” erreicht. “Norma Shearer, Joan Crawford, Rosalind Russell und Paulette Goddard beweisen hier endgültig , dass … Männer in einem guten Film überflüssig, sind … die einzigen Männer, die eine Schauspielerin in den Dreissigern brauchte,waren Cukor als Regisseur, Adrian für die Kleider, und jemand, der in Uniform einen hübschen Chauffeur abgeben konnte.” (Julie Burchill)  

 Diese Geschichte ist alt genug, um das überaus strapazierfähige Stereotyp des sterilen Schwulen als Freund und Ratgeber aller Frauen hervorgebracht zu haben, die sich dem Diktat der Fetischisierung beugen, um durch die Verführung redlicher, hart arbeitender, aber willensschwacher Geschäftsmänner Klassenbarrieren überwinden und unverdienten Wohlstand erlangen zu können. Es scheint derzeit  -  die einzige Ausnahme bildet immer noch die Couture  -  nur schwer nachvollziehbar, warum diese weder sexuell noch ideologisch auf etwas ‘Authentisches’ reduzierbaren und mit den Stigmata der Nostalgie, der Schwärmerei, der Irrelevanz und der Luxuria behafteten Gemeinschaften nicht nur wenig beachtet, sondern ihre Vielfalt und Komplexität immer wieder durch die Factory aus dem Blickfeld gerückt werden.  

 Ich sehe in dieser beschränkten Rezeption vor allem eine unkritische Übernahme von Identifikationsmustern wie ‘Rebellion’ oder ‘Innerlichkeit’, aber auch die schwelend-homophoben, modernistischen Vorbehalte gegen ‘leichtverdauliche’ Eleganza. Gerade im Zusammenhang der ‘linken Sechziger’ wären Hinweise auf die Beziehungen zwischen beispielweise Werner Schroeter und Magdalena Montezuma, P.P Pasolini und Maria Callas, Luchino Visconti und Romy Schneider, R.W. Fassbinder und Hanna Schygulla wichtig, aber auch auf den Tod Judy Garlands’ am 22.6.1969 : einer der Tropfen, die das Fass im Stonewall Inn zum Überlaufen brachten.  

 Mary Harrons’ Film “I shot Andy Warhol” unternimmt zwar den Versuch, das bittere Scheitern einer Frau/Schwulen-Beziehung nachzuzeichnen und so den Gemeinplatz von deren harmonischer Belanglosigkeit zu erschüttern, aber ihre avantgardistiche Sprachaktivistin ist zu purismus-verdächtig, um nicht das unangenehme Gefühl auszulösen, sie diente vor allem dazu, die stilvolle Oberflächlichkeit Warhols’ (Parties und Opern) oder den traurigen Opportunismus von Candy Darling (Kerzen und Dionne Warwicke) zu denunzieren. Harron und Minahan schrecken nicht davor zurück, Solanas durch eine Psychiaterin als Lesbe deklarieren zu lassen, das Cliché von der Lesbe als personifizierten Feminismus zu bedienen und eine Hyperfrau aus ihr zu machen : viel zu intelligent für Lippenstift  - was auf Kosten der Frauen geht, die ihn benutzen. 

 Auch das Gespenst der ‘A-sexualität’ , das sich früher oder später drehbuchgerecht am Tisch dieser Gemeinschaften einzufinden hat, verdient eine Bemerkung.  

 Wir dürften aus der Geschichte der Sexualitätdiskurse aller gesellschaftlichen Instanzen , die die Manifestierung der Moderne begleiteten, inzwischen gelernt haben, dass die von ihnen angehäufte, ‘empirische’ Vieldeutigkeit gegen alle Evidenz in die eisige Bipolarität zweier Eindeutigkeiten umgeschrieben wurde und daher jeder von angeblich klar definierbaren Akten bestimmten Sexualität einen palimpsestösen Charakter verleiht.  

 Es leuchtet mir daher nicht ein, wie Jörg Heiser in seinem Bericht über die Factory (in Tzk, “Sexuelle Politik?” , Nr.22) Andy Warhol noch einmal als a-sexuellen Homosexuellen bezeichnen kann. Abgesehen davon, dass dieses Thema weder ihn noch Klaus Theweleit etwas angeht und der absurde Begriff ‘a-sexuell’ dem brachialen Diktum des Aktes durch dessen vermeintliche Abwesenheit doppeltes Gewicht verleiht, scheint er zu suggerieren, dass ‘authentische’ Homosexualität ausschliesslich von phantastischen Akten nicht der Lust, sondern einer vorausgesetzten Erniedrigung, abhängig sei  -  und nicht z.B von einer schwulen Sozialisation, was voraussetzte, dass es Geschichte (n) gibt  -  sowie, dass a-sexuelle Homosexualität vor allem die Fähigkeit absoluter Machtausübung und Kontrolle steigere, wenn nicht sogar im Wurzelstock des Faschismus nistete.  So kann ’Drella’ (Drakula + Cinderella) ins Reich puritanischer Arbeitsmoral und Selbstdisziplinierung heimgeholt und im Kanon angesiedelt werden,’in dem nur die Kunst wichtig ist’. Die phobische Evokation des schwulen Dandys, der es wagt, sich dem definitorischen Sexualterror zu entziehen, indem er die pathologische Konstruktion der ‘Frigiden’ als Attribut der Distinktion übernimmt und sein gekonntes Intrigenspiel hinter einer Maske der Passivität verbirgt, ist in diesen Äusserungen zur Routine geworden. Aber gerade das Aufblitzen der so fesselnden Dandies machen die Bestrebungen greifbar, Sexualitäten ausserhalb ihrer Geschichten anzusiedeln, um sie zu vereinzeln und für einen kulturellen Diskurs irrelevant erscheinen zu lassen.   

 Böl ve Yönet (Divide and Rule) .    

 Während es bei maskulinistischen schwulen Künstlern wie Jasper Johns oder Robert Rauschenberg  -  die mit sashaing Andy nichts zu tun haben wollten  -  keine Probleme gab, war es genau Warhols’ verwirrend affirmative Effemination und deren campy Genealogie (er besass mehr als einen Schuh von Carmen Miranda), die seine Historisierung als American selfmade Man erforderlich machte : vom Ausgebeutetwerden über die Ausbeutung anderer zu Ruhm und Einsamkeit und Verderben ; die Vita des genialen, ambitionierten Einzelgängers à la Citizen Kane oder Larry Flynt, bei der das einstmals ‘Genuine’ durch die Erschöpfung im Kampf um Anerkennung auf der Strecke bleibt. Das führt zur Privilegierung des Lebenabschnitts als ‘skrupelloser Unternehmer’ , welcher am besten dazu geeignet ist, das kapitalistische Grundmuster des aktiven Arbeitgebers und der passiven ArbeitnehmerIn für die spätere Legende zu antizipieren. Warhol’s Tätigkeit als einer der bestbezahlten Modegrafiker New York’s steht in diesem Zusammenhang nicht nur deswegen im Weg, weil er nicht als ‘kleiner Zeichner auf der Suche nach Erfolg’ stilisiert werden kann, sondern vor allem, weil er Mode zeichnete  -  also keine kunstkritischen Cartoons wie Ad Reinhardt oder gesellschaftskritische wie Saul Steinberg. Zudem lag seine sehr, sehr gute Bezahlung in den Händen einer ‘femininen’ Prestige-Industrie, die ‘Stil’ verkaufte, eine Sache, die in den revoluzzionären Sexigern zunehmend verdächtigt wurde, die ‘reinen’ und dynamischen Potentiale der Avantgarde in den stagnierenden Sumpf ihres reaktionären Ferienparadieses für abgehalfterte Pseudo-Aristocats hinabzuziehen. Aber die Instrumentalisierung der modernistischen Avantgarden als anti-totalitäres Markenzeichen für Demokratie auf dem bekannteren Hintergrund der Kommunisten- und (dem weniger bekannten) der Schwulenjagd sollte Anlass zu der Frage geben, ob die tyrannischen Stilfactories von Carmel Snow und Diana Vreeland mit ihrer ‘elitären’ Tradition frankophiler Décadence nicht dazu beigetragen haben, Warhols Factory aus dem Milieu der effeminierten ‘Aristokratie des Stils’ lösen zu müssen, um sie innerhalb einer Kunstszene mit dem Apostolat universaler, westlicher Freiheit als Avantgarde verwertbar zu machen.Das Wissen um die in diesem Szenario so ambivalenten Schätze des Camp hat besonders seit den 50er Jahren zu endlosen Bemühungen um ihre gleichzeitige Domestizierung und Verleugnung geführt.  

 Das vertraute Bild der ‘angeli del rock’, die mit blossen Oberkörpern eine gepflegte Tischgesellschaft darauf aufmersam machen, wie steif und unsexy sie ist und wie unnötig gute Tischmanieren, diplomatische Konversation und gutes Essen sind, um frei und dabei und unfaschistisch zu sein, war nicht nur eine 60er-Neuauflage der Wandervogelbewegung, sondern auch die perfidere Variation der patriarchalen Paranoia, Bildung und Zivilisation hingen mit Kastration zusammen, kultivierte Männer seien potentiell schwul oder zumindest die Opfer einer jede ‘männliche’ Regung unterdrückenden Frau oder Mutter.  

 Während der von allen weiblichen Attributen abgeschnittene, seiner besseren Hälfte beraubte weisse Mann beständig seine gleichfarbige Verlobte vor der Vergewaltigung durch die schwarze Bestie erretten zu müssen glaubte (in anderen İmperialismen durch den lüsternen Musulmanen), war der schöne ‘Mann der Frauen’ so gefährlich wie der schwule Dandy. John Barrymore und Rudolfo Valentino waren vielleicht seine vollkommensten Verkörperungen : sie stifteten die jungen Frauen nicht nur zum Schwänzen der Haushaltsschule an, sondern sie zogen die Gesellschaft von Frauen der von Cowboys genauso vor, wie die Frauen ihre Gesellschaft der ihrer Ehemänner vorzogen. Als Gesprächsgegenstand hatte das berüchtigte ‘Bruttosozialprodukt’ absolut keine Chance gegen ‘die Bretter dieser Welt’. In dieser Rindfleischatmosphäre, angereichert durch die Polit- und Perlenkettenschweinereien der machistischen Linken und Hippies, war die Factory zwar ein Hafen, aber ein Hafen mit keinesfalls unlimitiertem Appeal. Jerry Hall, Jessica Lange, Grace Jones, Pat Cleveland, Jane Thorwaldson, Donna Jordan und Tina Chow flüchteten nach Paris, an die Brust von Antonio, um in Juwelen wühlen zu können. - Bonne nuit, factory – bonjour côterie !  

Antonio Lopez, Corey Tippin and Donna Jordan, Saint-Tropez, 1970, Photo Juan Ramos

Werner Schroeter und Magdalena Montezuma, Date Unknown, Photo Antoine Machat, Courtesy Deutsche Kinemathek

 Carmel Snow, sitting behind her desk flanked by editors, looks over photostats of an issue with Alexey Brodovitch, seated, in December 1952. 

Luchino Visconti and Romy Schneider, sometime in the 1970's, unverified credits

  Pier Paolo Pasolini & Maria Callas, in Napoli, September 1970 

 Fassbinder and Hanna Schygulla at the time of "Love as Cold as Death", 1969 

Pat Cleveland, Karl Lagerfeld and Antonio Lopez, Rue Bonaparte Apartment, 1970

Diana Vreeland and Andy Warhol, New York, 1976 

 Grace Jones, blue-black in black on brown, New York, 1981, courtesy Jean-Paul Goude, jacket Giorgio Armani

Gefährliche Lidschatten

A.Y.N.P nr.9, Berlin

LA VIE war einmal Rose, und ROT war einmal PINK. Berstend voll Rosa und Pink wie ein Rokokogarten – BIG FUN. Dİe Schutzengel des Schönen, des guten Lebens in der Stadt, hatten soviele Blumennamen, dass man es aufgab, und sie einfach als ‘Gärtnereifraktion’ bezeichnete.

Dann kamen TAZ und Telekom mit RAL 4010 ‘Telemagenta’ - als sich unter Kommunikation nur noch die etwas vorstellen konnten, die damit Geld verdienten. Selbstmordgefährdete Königinnen der Nacht, die Ihr, beraubt und vereinsamt, dennoch versucht, dem Ende der Stadt standzuhalten, seid gewarnt : Salzig und bitter ist meine Tinte!

Aber auch wenn John Waters von der Wunsch-zur Biofamilie heimgekert ist und uns verdammt allein gelassen hat, lasst uns nicht verzweifeln und mit Blumen beginnen, Pink Flamingos!

Sweet Water, Nebraska 1896

“… wilde Rosen, mit flammenden Knospen, - gerade dabei, sich zu öffnen. Ihre Blätter waren dort, wo sie sich bereits geöffnet hatten, von jenem brennenden Rosa, das am Mittag immer schon verschwunden ist, - eine Färbung aus Sonnenlicht, Frühe und Feuchtigkeit, so intensiv, dass sie unmöglich andauern kann … sie muss verblassen, wie eine Ekstase. … sie war schon vorbei, diese Zeit ; nichts konnte sie jemals zurückbringen. Die alte, verschwenderische Nacht wurde von Träumern gegründet, weitherzige Abenteurer, die bis zur Magnifizenz unpraktisch waren ; eine galante Bruderschaft, die erobern, aber nicht erhalten konnte ; die Aromen, die Gerüche und Klänge, die Visionen in der Luft – wie ein letztes Glimmen waren sie noch in ihren Gesichtern. Alles, was sie gewonnen hatten, war jetzt in den Händen von Leuten, die nichts wagten, nichts riskierten, die Illusionen aufsaugten, die balsamischen Morgennebel zerteilten, den Raum, die Farbe, die prinzliche Unbekümmertheit der Pioniere zerstörten und in profitable Stückchen zerschnitten. Oh, Pioneers! 1

Gıuseppe Novello, (1897-19889), Alfa e Omega

Zum ersten mal wurde mir hier bewusst, dass der Zustand, in dem die Rose wirklich eins wird mit der nach ihr benannten Farbe, in Perfektion ausgerechnet nur in ihrer Wildheit vorkommt – weit weg von Roederer Cristal, Soufflé Fürstenberg und den Boudoirs dieser Welt.

Denn seit den Fünfzigern ist die Rose rot. Aber auch wenn sie apart auf Pianotasten, Musiknoten oder schwarz-weissem Pepita schmachtete, auf Hildegard herabregnen sollte und dazu gezwungen war, millionenfach bei Kerzenlicht ich liebe dich zu sagen : Keine Blume hat jemals zu nekrophileren Phantasien angestachelt.

Während auf den Falten ihrer samtigen Blüte Tautropfen glitzern, zittern Blutstropfen bestrafter Begehrlichkeit an ihren Dornen.


Sah ein Knab' ein Röslein stehn,

Röslein auf der Heiden,

War so jung und morgenschön,

Lief er schnell es nah zu sehn,

Sah's mit vielen Freuden.

Röslein, Röslein, Röslein rot,

Röslein auf der Heiden.


Knabe sprach: ich breche dich,

Röslein auf der Heiden!

Röslein sprach: ich steche dich,

Daß du ewig denkst an mich,

Und ich will's nicht leiden.

Röslein, Röslein, Röslein rot,

Röslein auf der Heiden.


Und der wilde Knabe brach's

Röslein auf der Heiden;

Röslein wehrte sich und stach,

Half ihm doch kein Weh und Ach,

Mußt es eben leiden.

Röslein, Röslein, Röslein rot,

Röslein auf der Heiden.2


Aufreizende, schmerzversprechende Uneinnehmbarkeit, zeptergleiche rote Flamme am Abgrund heidnischer Lust, on the rocks und infernal : diese Blume ist nichts für nüchternen, gelassenen Schönheitssinn. Verschmäht von ausgeglichenen Gemütern, ist sie Dauergast bei Ritualen der leidenschaftlichen, bedingungslosen Hingabe, die - erzwungen oder erträumt, gewollt oder erlitten - von der Entjungferung zum Schlachtfeld reichen. Ihrem mittlerweile déclassé Status zum Trotz ist sie das Symbol von Märtyrern und Revolutionären geblieben, und in ihrer ultimativen Form ist sie von einem samt-warmen Schwarz.

In Werner Schroeters ‘Der Rosenkönig’ müssen ihre Stecklinge in die aufgeschlitzten Adern eines Geliebten gepflantzt werden. Nur Barbara Steele, all-time queen of darkness, wäre würdig, ihr weisses Antlitz in einem Strauss aus ihnen zu vergraben.

Aber wo sind diese Märtyrer und Revolutionäre, wenn es darum geht, sich ausserhalb der rechthaberischen Genesis aus pochenden Herzen und pulsierendem Blut ansiedeln zu wollen, ausserhalb jeder exclusiven Liebe, der Festung einer wie auch immer gearteten Tradition ? Jämmerlich, in der Tat !

Gerade weil wir uns einer reaktionären Wiedererstarkung essentialistischer Geschlechterrollen gegenüber gestellt sehen, in der Strichlippen sagen “Rosa ist Mädchen und Blau ist der Bursch”, macht es Sinn, daran zu erinnern, dass jede Form chromatischer und sexueller connoiseurship bevorzugt im Reich der Sinne, der feinen Dis – oder Konsonanzen, der Überschneidungen und Wechselwirkungen schwelgt, anstatt sich im Stumpfsinn der überdeterminierten Kontraste zu verbrauchen.

Um ein Beispiel zu nennen : RAF (Rote Armee Fraktion) hätte auch Rosa Armee Fraktion heissen können, aber selbst wenn es so gut klingt, dass man lächelt - und aus zeitgenössischer Perspektive keineswegs unplausibel ist - ist es zu gut, um wahr zu sein. Genauso verhält es sich bei Rosa und Proletariat - Rosa Luxemburg hin oder her.


Telif Hakkı © 2023 lukas - Tüm Hakları Saklıdır.

GoDaddy Destekli

  • A Little Cantata
  • Soft Dramaturgy
  • Play Mobil-Diplomatica

Bu web sitesinde çerez kullanılır.

Web sitesi trafiğini analiz etmek ve web sitesi deneyiminizi optimize etmek amacıyla çerezler kullanıyoruz. Çerez kullanımımızı kabul ettiğinizde, verileriniz tüm diğer kullanıcı verileriyle birlikte derlenir.

Kabul Et